Katzen – Geschichte und Entwicklung

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Mensch, Haustier, Katze – ein Rückblick

Eine Vielzahl von Voraussetzungen war notwendig um den Übergang von Jäger- und Sammlerhorden zu seßhaften Gesellschaften zu ermöglichen. Eine davon, wenn nicht die wichtigste, war die Verfügbarkeit von domestizierbaren Pflanzen und Tierarten.

Die wichtigsten domestizierten Tiere gehören alle der Gattung der Säugetiere an und brachten sofort unmittelbaren Nutzen – sei es als Zug- und Reittier, Fleisch-, Milch- und Wollelieferant oder als treuer Begleiter bei der Jagd.

Den Anfang machte vor etwa 10.000 Jahren der Hund, gefolgt von Schaf, Ziege, Schwein ( ca. 8.000 J.), Rind (6.000 J.), Pferd, Wasserbüffel, Lama, Kamel und Dromedar ( 4.000-2.500 J.)

Alle diese doch recht verschiedenen Tierarten weisen jedoch drei gemeinsame soziale Merkmale auf, die sie für die Haltung, Zucht und Nutzung durch den Menschen geradezu prädestinierten. Sie beanspruchen kein Territorium für sich alleine, leben in Verbänden ( Herden) zusammen und weisen eine ausgeprägte Dominanzordnung auf.

Im Gegensatz hierzu sind Tiere, die ein Territorialverhalten besitzen und somit als Einzelgänger leben, für die Haltung denkbar ungeeignet.
Sie zeigen eine geringe Toleranz gegenüber Artgenossen, kennen keine hierarchischen gegliederte Sozialordnung und lassen sich nicht instinktiv derart auf den Menschen prägen, daß sie ihn als „Alphatier“ akzeptieren.
Alle diese unerwünschten Eigenschaften sind Katzen nun mal zu eigen, und somit ist eine Herde Katzen, die friedlich ihrem Hirten folgt, schlichtweg unmöglich, und dennoch ist die Katze die einzige territorial lebende Säugetierart, die zum Haustier wurde.
Die Frage ist nur wie und warum?

Bastet – die Katzengöttin

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Als an den Ufern und Delta des Nils erstmal in der Geschichte in großem Umfang Getreide angebaut und vor allem auch gelagert wurde, boten die Kornspeicher Ratten und Mäusen natürlich ein paradiesisches Umfeld, in dem sie sich ohne Nahrungsprobleme schlagartig vermehren konnten.

Doch nicht nur für die Nagerplage bot sich eine neue Möglichkeit der nahezu unbegrenzten Nahrungsbeschaffung, sondern auch für eine kleine Wildkatze mit wissenschaftlichen Namen Felis sylvestris Libyca – die Falbkatze.

Zu Beginn der Lebensgemeinschaft von Mensch und Katzen vor etwa 4.500 Jahren stand also der praktische Nutzen für beide Seiten im Vordergrund.
Die Ägypter schätzten aber bald die Jagdkünste der Falbkatze so sehr, und darüber hinaus fanden sie wahrscheinlich Gefallen an den ästhetischen Tieren, so dass sie ihnen göttliche Verehrung zuteil werden ließen.
Der Katzengöttin Bastet wurden Tempel errichtet, und wenn eine Katze starb, wurde sie betrauert und fast genauso aufwendig wie ein Mensch bestattet.
Nahe dem ehemaligen Zentrum altägyptischer Katzenverehrung, der im Nildelta gelegenen Stadt Bubasti, stießen die Engländer im 19.Jahrhundert auf Katzenfriedhöfe mit einer in die Millionen gehenden Anzahl von einbalsamierten Katzen, die teilweise in aufwendig gearbeiteten Sakophargen lagen.

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Wie tief die Verehrung der Katzen in der ägyptischen Kultur verankert war veranschaulicht folgende historische Begebenheit auf das deutlichste.
525 v.Chr. belagerten die Perser die ägyptische Stadt Pelusium. Da der Belagerung kein Erfolg beschieden war kam der Perserkönig Kambyses ll auf die Idee mehrere Hundertschaften seiner Soldaten mit Katzen aufzurüsten.

Die Soldaten banden die Katzen auf ihren Schilden fest, worauf die ägyptischen Soldaten aus Furcht eines der heiligen Tiere zu verwunden oder gar zu töten jeglichen Widerstand aufgaben.
Die Tötung einer Katze, und der Versuch eines der heiligen Tiere außer Landes zu bringen, wurde im damaligen Ägypten mit der Todesstrafe geahndet.
Aber Dank phönizischen Kaufleuten, denen es gelang die heiligen Tiere illegal außer Landes zu schaffen, verbreitete sich die Falbkatze zuerst in den Ländern des Mittelmeerraumes, und von dort wegen ihrer sprichwörtlichen Fruchtbarkeit in die übrige Welt, wo sie sich mit dort lebenden Wildkatzen paarte und somit vermischte.

Vom dunklen Mittelalter zur Gegenwart

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Der göttlichen Verehrung folgte im Mittelalter der tiefe Fall. Kirchlichen Bestrebungen alles heidnische auszurotten und die Menschen zu einem christlichen Lebenswandel anzuhalten, führten dazu dass Katzen, wohl wegen ihres auffälligen Sexualverhaltens und ihrer nächtlichen Lebensweise, mit der Unterwelt in Verbindung gebracht wurden und als Geschöpf Satans galten. Die im Dunklen leuchtenden Augen, die Neigung zu Promiskuität und nicht zuletzt der kätzische Hang nach Unabhängigkeit und Müßiggang wurde ihnen zum Verhängnis. Als dämonische Wesen, Gefährten Satans und der Hexen wurden sie verfolgt, ertränkt und bei Hexenprozessen öffentlich gefoltert und verbrannt.

Erst mit Beginn der sinnenfroheren Epoche der Renaissance wendete sich das Blatt für die Katzen wieder zum besseren. Als flinke Mäusejäger waren sie wieder gern gesehen, und als Schmusetiere hielten sie erstmals Einzug in die Gemächer des Adels.
Im 17.Jahrhundert gelangten schließlich die ersten langhaarigen Katzen aus dem Orient nach Europa; namentlich die türkische Angora.
Diese seltenen Exemplare waren damals wie alles kostbare und edle der Aristokratie vorbehalten. Aber mit dem Wandel von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft hatten immer größere Teile der Bevölkerung genügend Zeit, Geld und ästhetisches Empfinden sich aus Liebhaberei einen Hausgenossen halten zu können, der eigentlich keinen praktischen Nutzen mehr hatte.
Das war der Beginn einer neuen geradezu sinnlichen Beziehung, damit war aber auch der Grundstein gelegt für eine planmäßige Katzenzucht, die Ende des 19.Jahrhunderts in Europa Gestalt annahm.

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