Mit Seniorkatzen leben
5 Impulse für ein achtsames Miteinander
Wenn Katzen älter werden, geschieht das oft ganz leise. Plötzlich wird das niedrigere Sofa lieber angesteuert als die Fensterbank, das Spiel kürzer, der Tag ruhiger.
Viele Veränderungen nehmen wir erst gar nicht wahr – schließlich leben wir jeden Tag mit unseren Samtpfoten. Häufig sind wir im ersten Moment überrascht, wenn andere uns darauf ansprechen, dass unsere Katze sich verändert hat – sowohl äußerlich als auch im Verhalten. Wichtig ist es, den Alltag sanft anzupassen, damit sich unsere älteren Katzen weiterhin wohl und sicher fühlen.
Ich habe selbst zwei Katzenseniorinnen begleitet, Helli und Clärchen – beide leben mittlerweile im Regenbogenland. Im Zusammenleben mit ihnen habe ich viel gelernt. Nicht nur über das Älterwerden an sich, sondern auch über meine eigene Rolle als Mensch an ihrer Seite.
In diesem Artikel möchte ich Dir zeigen, wie du deine Katze im Seniorenalter mit kleinen Veränderungen im Alltag liebevoll unterstützen kannst – mit Achtsamkeit, Respekt und einem Blick für die leisen Zeichen.
- Der Alltag verändert sich – und das ist in Ordnung
Wenn Katzen älter werden, verändert sich ihr Alltag spürbar. Sie schlafen mehr, sind weniger aktiv und wirken oft ruhiger – manche ziehen sich vermehrt zurück, andere suchen mehr Nähe als früher.
Solche Veränderungen können ein ganz normaler Teil des Älterwerdens sein – sie sollten aber immer aufmerksam beobachtet werden. Denn auch gesundheitliche Ursachen wie z. B. Schmerzen, eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Herzerkrankung, Bluthochtruck oder eine beginnende Demenz können dahinterstecken.
Wichtig ist deshalb: hinschauen, nicht wegsehen. Und lieber einmal zu viel beim Tierarzt nachfragen als zu wenig. Wir dürfen nie vergessen, dass unsere Katzen (leider) Weltmeister darin sind, Schmerzen so lange wie möglich vor uns zu verbergen. Und wenn wir etwas merken, ist meist schon länger etwas „im Busch“.
Wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen sind, dürfen wir den neuen Rhythmus unserer Katze annehmen – und den Alltag so gestalten, dass sie sich sicher und geborgen fühlt. Feste Abläufe, Rückzugsorte und vertraute Rituale helfen ihr dabei.
Es geht also nicht darum, alles „wie früher“ zu halten, sondern den Alltag behutsam an die veränderten Bedürfnisse anzupassen.
Genau darin zeigt sich Fürsorge: Im Hinschauen und Fühlen, was die eigene Samtpfote gerade braucht.
- Kleine Anpassungen, große Wirkung
Manchmal sind es nur ein paar Handgriffe – und doch machen sie für unsere ältere Katze einen echten Unterschied.
Ein Stuhl, eine kleine Treppe oder eine Rampe, damit der Lieblingsplatz auf dem Sofa oder der Fensterbank leichter erreichbar ist. Ein weiches Kissen an der Stelle, an der sie besonders gern liegt. Ein Futternapf, der etwas erhöht steht, damit das Fressen bequemer wird. Eine zusätzliche Katzentoilette mit flachem Einstieg, damit es nicht mehr so weit ist, wenn die Samtpfote mal muss.
Auch Wärme wird im Alter wichtiger: Viele Seniorkatzen lieben sonnige Fensterplätze oder flauschige Unterlagen auf der Heizung. Wer keine Fußbodenheizung hat, kann mit einem warmen Filzkissen, einem Thermodeckchen oder einfach einer kuscheligen Decke in der Nähe der Heizung nachhelfen. Wichtig ist, dass diese Plätze leicht erreichbar sind – damit die Katze ohne Mühe dorthin gelangen kann.
Im Seniorenalter verändern sich nicht nur Verhalten und Bedürfnisse, sondern oft auch Beweglichkeit und Komfortanspruch. Das bedeutet nicht, dass alles neu angeschafft werden muss – oft genügt es, die Wohnung mit etwas anderen Augen zu sehen: aus Sicht einer Katze, die etwas langsamer wird, mehr Ruhe braucht und vielleicht auch sensibler auf Veränderungen reagiert.
Auch Routinen lassen sich anpassen: kleinere, häufigere Mahlzeiten können helfen, die Verdauung zu entlasten. Die Spielzeiten dürfen kürzer, aber dafür gezielter werden – angepasst an das individuelle Tempo und Interesse.
Nichts muss, alles kann – das neue Motto für unsere Seniorkatzen.
- Bedürfnisse erkennen – feine Zeichen verstehen
Ältere Katzen zeigen oft nicht mehr so deutlich, was sie brauchen oder was ihnen fehlt. Ihre Körpersprache wird subtiler, ihre Gewohnheiten ändern sich manchmal nur schrittweise – und gerade deshalb lohnt es sich, genau hinzuschauen.
Ein anderer Schlafplatz, weniger Appetit oder ein anderes Putzverhalten können erste Hinweise darauf sein, dass sich etwas im Wohlbefinden verändert. Auch ein leicht verändertes Bewegungsmuster oder vermehrtes Zurückziehen sollte nicht einfach übersehen werden.
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich bei Clärchen merkte, dass sie vermutlich nicht mehr hören konnte. Es war kein dramatisches Ereignis und ich frage mich noch heute, ob ich es hätte früher erkennen können.
Clärchen habe ich oft im Vorbeigehen gestreichelt und eine kurze Schmuseeinheit eingelegt. An einem Tag war das wieder so, und Clärchen hat sich ganz fürchterlich erschrocken, was mir unendlich leidtat. Sie hat mich schlichtweg nicht gehört. Ab diesem Moment habe ich sie nicht wieder beim Dösen oder Schlafen gestreichelt, sondern mich immer vorher angekündigt, indem ich mich in ihr Sichtfeld bewegt habe.
Solche Begebenheiten zeigen, wie viel wir über unsere Katze erfahren können, wenn wir bereit sind, genauer hinzuschauen – und nicht alles dem Alter zuzuschreiben, ohne es zu hinterfragen.
Je früher altersbedingte Veränderungen erkannt werden, desto besser können wir darauf reagieren – und unserer Katze das Leben erleichtern.
Aber auch jenseits der Medizin lohnt sich ein genauer Blick: Was braucht meine Katze gerade wirklich?
Mehr Ruhe? Mehr Nähe? Oder einfach nur den gewohnten Tagesablauf ohne Überraschungen?
Wer lernt, diese kleinen Zeichen ernst zu nehmen, begegnet seiner Katze mit genau der Aufmerksamkeit, die im Alter so wichtig ist.
- Nähe und Distanz – beides darf sein
Katzen sind Meister darin, ihren eigenen Rhythmus zu leben – und das gilt auch (und vielleicht besonders) im Alter. Manche werden mit den Jahren richtige Superschmuser, andere wiederum ziehen es vor, zwar in der Nähe, aber nicht in „Reichweite“ ihres Menschen zu liegen.
Ein liebevoll begleiteter Abschied beginnt oft lange vor dem letzten Tag. Und er wird umso würdevoller, je früher wir bereit sind, auch über diese Phase des Lebens zu sprechen, uns zu informieren und dem Thema nach und nach seinen Schrecken zu nehmen.
Beides ist völlig normal. Und beides ist ein Ausdruck von Vertrauen. Vertrauen in uns, dass wir sie genau so akzeptieren wie sie sind.

Wichtig ist, dass wir die Veränderungen unserer Katze nicht persönlich nehmen, sondern lernen, sie anzunehmen. Eine Katze, die sich zurückzieht, zeigt damit nicht Ablehnung – sie folgt einfach ihrem Bedürfnis nach Ruhe.
Und eine Katze, die plötzlich Nähe sucht, darf diese natürlich auch bekommen, so, wie sie es braucht.
Im Alltag heißt das: Raum geben, ohne sich aufzudrängen. Da sein, ohne zu fordern. Und aufmerksam bleiben, um zu spüren, wann sich die Bedürfnisse verschieben.
Gerade im Zusammenleben mit älteren Katzen entsteht oft eine stille, innige Verbundenheit – eine Nähe, die nichts beweisen muss.
Wir haben den Lebensherbst von Helli und Clärchen ganz besonders intensiv erlebt. Die Zeit hat uns einander noch viel nähergebracht, auch, weil wir sie bis zum Ende begleiten durften.
- Abschied nicht ausklammern – sondern liebevoll annehmen
Wenn unsere Katzen älter werden, rückt auch der Abschied näher – ganz gleich, wie sehr wir es uns anders wünschen. Doch anstatt diese Gedanken wegzuschieben, kann es helfen, sie bewusst mitzudenken. Nicht aus Sorge, sondern aus Fürsorge.
Oder besser gesagt:
Nicht, weil wir das Schlimmste erwarten – sondern weil wir das Beste ermöglichen wollen.
Das bedeutet nicht, ständig an das Ende zu denken. Vielmehr geht es darum, wach und offen zu bleiben für das, was unsere Katze uns zeigt.
Wie schon weiter oben erwähnt: Manche Katzen werden im Alter besonders fein in ihrer Kommunikation. Sie zeigen auf ihre Weise, was sie brauchen, wann etwas zu viel wird oder wann sie einfach nur unsere stille Begleitung möchten.
Indem wir lernen, diese Signale zu erkennen und ernst zu nehmen, können wir unseren Katzen bis zuletzt das Gefühl geben:
Du bist nicht allein. Ich sehe dich. Ich bin da.
Ein liebevoll begleiteter Abschied beginnt oft lange vor dem letzten Tag. Und er wird umso würdevoller, je früher wir bereit sind, auch über diese Phase des Lebens zu sprechen, uns zu informieren und dem Thema nach und nach seinen Schrecken zu nehmen.
Fazit
Das Leben mit einer älteren Katze ist anders – oft stiller, langsamer, aber dafür auch besonders innig.
Wer bereit ist, sich auf diesen neuen Rhythmus einzulassen, entdeckt eine besondere Form der Nähe: feiner, leiser, achtsamer.
Es braucht keine großen Veränderungen, sondern einen wachen Blick für die kleinen Dinge – ein bequem erreichbarer Liegeplatz, ein vertrauter Tagesablauf, ein Moment der Ruhe zu zweit.
Wenn wir lernen, unsere Katze im Alter nicht nur zu versorgen, sondern wirklich zu begleiten, entsteht ein Miteinander, das geprägt ist von Respekt, Vertrauen und tiefer Verbundenheit.
Und genau darin liegt die Würde des Alterns – für unsere Katzen genauso wie für uns.
Ich wünsche Dir und Deinen Samtpfoten eine wundervolle gemeinsame Zeit.

Über Katzenlächeln
Ich bin Christiane – Katzenverhaltensberaterin und Gründerin von Katzenlächeln.
Mit Wissen, Einfühlungsvermögen und ganz viel Herz begleite ich Katzenmenschen wie Dich dabei, ihre Samtpfoten besser zu verstehen – besonders dann, wenn sich Bedürfnisse im Laufe des Lebens verändern.
Mir ist wichtig, Katzenwissen verständlich, praxisnah und gleichzeitig achtsam zu vermitteln – für ein Miteinander, das auf Vertrauen, Respekt und vor allem Verständnis für unsere Samtpfoten beruht.
Christiane Skuza – Katzenlächeln
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